Der Bahnhof in Wellen – ein ehemaliges Schmuckstück
Auf dem Foto aus den 1960er Jahren ist das 1890 erbaute Bahngebäude dargestellt. Vor diesem gut zu erkennen steht das eherne Läutwerk, durch dieses wurden früher herannahende Züge angekündigt. Daraufhin schloss der Bahnwärter mittels einer Kurbel über Seilzüge, begleitet durch ein bim, bim, bim die Schranken. Bis in die 1980er Jahre wurde unser Bahnhof einer reichlichen Anzahl an Fahrgästen frequentiert. Am Wochenbeginn beziehungsweise Monatsanfang bildete sich vor dem Fahrkartenschalter eine solange Schlange, dass der diensthabende Bahnbeamte es nicht immer schaffte jedem einem Billet auszustellen. Nachlösen im Zug oder doch eine „Schwarzfahrt ?” war dann angesagt.
Auch vielfältiges Expressgut wurde zur Verschickung auf dem Schienenweg in der Bahnstation aufgegeben. Die sogenannten Bahnhofshelferinnen säuberten das Dienstzimmer sowie den Warteraum. Der Fensterputz war natürlich inbegriffen. Sie heizten beide Räume, pflegten Rabatten, bepflanzten Blumenkübel im Außenbereich und hielten im Winter die Bahnsteige schneefrei.
Streckenläufer die per pedes und „bewaffnet mit einem Hammer” die Bahngeleise inspizierend abklopften, kehrten fast täglich beim Diensthabenden ein, um je nach Tageszeit ihre Mahlzeiten dort einzunehmen.
Das zweite Bild zeigt in der Hecke über dem Bahnsteig das Wort Wellen. Jenes war dem Pächter der Gärtnerei Fricke, Friedrich Ernst Conrad geschuldet. Auf sehr kreative Weise hatte dieser die ausgetriebenen Heckenreiser um ein Drahtgestell gewunden, so ergab es die gut. leserlichen Buchstaben. Alljährlich wurde der Namenszug in Form geschnitten. Nunmehr sind diese geschilderten Begebenheiten schon über viele Jahre obsolet. Als 1993 die Abrissbirne ihre Arbeit an dem historischen Bahngebäude verrichtete, wurde unser Ort wieder um ein Kulturgut ärmer. Heute bleibt nur noch ein Hauch von Nostalgie über das Einstige.