Das Nachtwächterhaus in Wellen
Diese Bruchsteinmauer auf dem Foto steht an der Ecke Thälmannstraße / Kleine Straße. Vor der Existenz der Mauer stand hier das Nachtwächterhaus. Besagtes Haus war früher Bestandteil der gemeindeeigenen Liegenschaften. Die Kate brannte im Juni 1799 beim großen Brand in Wellen völlig nieder. Zwei Jahre später wurde des Gebäude wieder aufgebaut, in jenem fanden außer dem Nachtwächter noch eine Hebamme und eine kleine, arme Familie Quartier. Ende des 19ten Jahrhunderts erfolgte dann die Demontage dieser Gemeindeimmobilie.
Nun aber zum Thema: Die Tätigkeit des Nachtwächters war für die Menschen des Ortes äußerst wichtig, da früher in allen Haushalten mit offenem Feuer und Licht umgegangen wurde. Viele der Wohnhäuser und Stallungen hatten noch eine Stroheindeckung. Es passierten viele Brände infolge von Funkenflug und Umgang mit Talglicht. Aber auch Diebe wurden von ihren Taten abgehalten, wenn der Nachtwächter mit seinem Hund durch die Straßen patrouillierte.
Der Nachtwächter war fast wie ein Schäfer gekleidet, nur führte er zusätzlich eine Laterne mit sich. Er blies in sein Clairon und rief mehrmals laut in die Nacht: ”Hört je Lüe, Iat jiaich segen, de Uhr hat gerade … eschlan, bewahrt Füer und dat Licht!“, wenn er die Straßen entlangging. Hatte er einen Brandherd entdeckt, stieß er laut den historischen Warnruf „Feurio‘ aus. In anderen Bördedörfern sahen die Aufgaben der Nachtwächter ähnlich aus.
Zurückzuführen auf sein Wirken ist auch das Sprichwort aus dem 16. Jahrhundert „Von Tuten und Blasen keine Ahnung haben“. Da der Nachtwächter zur Kategorie Tagelöhner gehörte, wurde dieser auch täglich entlohnt. In Wellen um 1850 waren das 30 Pfennig. In unserem Nachbardorf Klein Rodensieben finden wir noch heute eine kleine schmale Gasse als Wächterstieg bezeichnet.
In DDR-Zeiten bis 1990 bezog sich die Tätigkeit des Nachtwächters auf die Vieh- und Stallkontrollen in der LPG. In diesem Zusammenhang muss der Name Willi Köpper unbedingt erwähnt werden. Man ging also von Stall zu Stall und sah auch im Ort nach dem Rechten. Aus dem 19. Jahrhundert sind uns folgende Kombattanten tradiert:
Johann Heinrich Peter Lenze (altpreußischer Soldat), gestorben 1837,
Joachim Andreas Pasemann aus brockenstes*, gestorben 1850, bald aus dem Dienst entlassen,
Joachim Heinrich Schulze, geboren 1812 in Wellen,
Andreas Heinrich Lenze, Sohn des 3. H. P. Lenze, geboren 1811 in Wellen, seit 1846 im Ort als Nachtwächter tätig, ein ordentlicher und verständiger Mann.